Zu sich halten – Bedürfnisse erkennen und kommunizieren

Schwangere beim Pilates am Strand (© chupacabra – stock.adobe.com)

Selbsterkenntnis – Zu sich halten (inspiriert durch Jack Kornfield „Wahre Freiheit“)

„Selbsterkenntnis wird uns in der modernen Welt nicht gerade leicht gemacht. Schon in jungen Jahren beginnt der Kontakt zu uns selbst abzureißen, schließlich wollen wir nicht bloß überleben, sondern dazugehören und geliebt werden.“ – Jack Kornfield „Wahre Freiheit“

Als Babys und Kleinkinder tun wir alles, um von unseren nahestehenden Bezugspersonen gesehen, gehört, geachtet und geliebt zu werden. Wir orientieren uns an den Reaktionen, die wir auf bestimmte Verhaltensweisen erhalten. Unser Unterbewusstsein nimmt in dieser frühen Prägungsphase Stimmungen, Schwingungen und Energien, die uns umgeben ungefiltert wahr und auf. Unsere ganz eigene Art hat häufig nicht den Raum, den sie haben könnte und sollte. In der Familie, im Kindergarten, in der Schule sollen wir uns eher so verhalten, „wie es sich gehört“, und nicht so wie unsere natürlichen Neigungen es zeigen.

Jack Kornfield gibt in seinem Buch „Wahre Freiheit“ ein ganz wunderbares Beispiel dafür:

„Zwei benachbarte Familien gingen zusammen zum Abendessen aus. Als die Kellnerin kam, bestellte der siebenjährige Josh ››einen Hotdog und ein Root Beer‹‹. Seine Mutter blickte zur Kellnerin und sagte: ››Er nimmt den Hackbraten mit Kartoffelpüree und grünen Bohnen und dazu eine Milch.‹‹ Die Kellnerin nahm alle weiteren Bestellungen auf und wandte sich am Schluss noch einmal an den Kleinen: ››Magst du deinen Hotdog mit Ketchup oder mit Senf?‹‹ Nachdem sie gegangen war, krähte er fröhlich: ››Die nimmt mich ernst.‹‹

Ernst genommen werden mit unseren Bedürfnissen und Wünschen ist essentiell für ein gutes Wachsen und Gedeihen. Nicht jeder Wunsch und jedes Bedürfnis kann immer und sofort gestillt werden. Wenn der Wunsch und das Bedürfnis aber Raum haben dürfen, da sein dürfen als das was sie sind, dann fühlen wir uns ernst genommen, gesehen und geachtet. Andernfalls entsteht leicht das Gefühl „nicht richtig zu sein“, „etwas stimmt nicht mit mir“, „nur wenn ich so oder so handle, dann bin ich geliebt“, etc.

Das hat im späteren Erwachsenenleben häufig Folgen. Es folgen Erwachsene, die sich entweder immer hintenanstellen, ihre eigenen Bedürfnisse nicht kennen, nicht ernstnehmen und sich selbst immer übergehen. Genauso wie im anderen Extrem Erwachsene, die sich nur um sich selbst kreisen. Jedes Bedürfnis (meist auf materieller Ebene, aber auch auf immaterieller Ebene) muss immer und sofort erfüllt werden. Egozentrik im Erwachsenenalter als Reaktion auf fehlende Bedürfniserfüllung im Baby- und Kleinkindalter.

Meine ganz persönliche Erfahrung in meiner damaligen Therapie war es, dass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte „jetzt geht es hier wirklich mal nur um mich“.

Das war komplett neu für mich und sehr wohltuend und heilsam. Doch da hört es nicht auf. Das System darf und sollte nachgenährt werden mit genau dem, was ursprünglich mal fehlte. Und dann geht es weiter. Erfahren, erleben, nachnähren.

Irgendwann hieß es dann aber „es geht jetzt nicht um dich“ „dich in den Dienst stellen“, „für andere da sein“. Jetzt hatte ich doch gerade erst annehmen können, dass es um mich geht und plötzlich sollte ich auch für andere da sein? Das war verwirrend und heilsam zugleich. Denn nach meinem jetzigen Wissen und Erleben schließt das eine und das andere sich überhaupt nicht aus. Ganz im Gegenteil – wenn ich gut für mich sorge, kann ich auch gut und hilfreich für andere Menschen sein.

Wenn ich gut für mich sorge, meine Tanks auffülle, dann kann ich auch aus Überschuss heraus gut für andere da sein. Mich voll und ganz in den Dienst stellen, zum Wohle des Anderen. Zum Besten aller Wesen. Für mich heißt es dem Prozess des Lebens zu vertrauen, mir erlauben täglich neu zu lernen, zu üben, zu erleben. Immer mal wieder innehalten und schauen was brauche ich, um meine Tanks aufzufüllen, damit ich dann wieder und weiter aus echter Kraft heraus gut für andere sein kann.

Bedürfnisse erkennen

In meiner Praxis erlebe ich häufig Klienten/Klientinnen, die auf die Frage „Was wünschst DU Dir denn? Was brauchst DU (jetzt und insgesamt)?“ keine Antwort haben. Nicht selten ist die Reaktion regelrechte Irritation „wie ich? Ich brauch nichts. Weiß ich nicht“ oder Ähnliches. Die meisten haben es bis dato nicht erlebt, dass jemand nach ihren Wünschen fragt. Geschweige denn diese Bedürfnisse und vor allem den Menschen dahinter ernst nimmt.

Zum einen kennen wir unsere Bedürfnisse gar nicht mehr wirklich und passen uns immer an und geben uns anders als wir eigentlich sind, nur um einen Platz in einem System zu finden. Beispielsweise in beruflichen und/oder privaten Beziehungen sagen wir „ja“ wenn wir „nein“ meinen. Oder aber wir wissen gar nicht was wir uns wirklich wünschen, was uns wirklich glücklich machen würde. Wir haben gar keinen Kontakt zu unseren tatsächlichen Bedürfnissen.

Der Weg zur wahren Freiheit besteht unter anderem erst einmal darin überhaupt (wieder) wahrzunehmen was die ureigenen Bedürfnisse und Wünsche sind. Wenn diese aus Kindheitstagen mit viel Scham- und Schuldgefühlen überlagert sind, weil wir früher Ablehnung oder Liebesentzug fürchten mussten, wenn wir uns so gezeigt hätten wie es unsere Eigenart war, dann braucht es im Erwachsenenalter einige Zeit und Unterstützung, um Scham und Schuld als Muster der Vergangenheit zu enttarnen. So dass darunter der Kontakt zu Gefühlen, Emotionen und Instinktimpulsen wieder aufgenommen und hergestellt werden kann.

Wie sehen meine Bedürfnisse nach Kontakt und Rückzug aus? Was brauche/wünsche ich mir an Unterstützung und Freiräumen in Partnerschaften, Freundschaften oder auch im Job?

Wer seine Bedürfnisse aber kennt, wer Kontakt auch zu seinen Inneren Kindern hat, kann gut für sich selbst sorgen. Sich seine Bedürfnisse selbst stillen oder aus erwachsener Haltung heraus auch seine Wünsche anderen gegenüber äußern. So dass ein authentisches Leben möglich wird. Klarheit schafft Raum für Neues.

Bedürfnisse kommunizieren

Ich erinnere mich an einen Feierabend nach tagsüber viel Klientenkontakt an dem ich mit einer engen Freundin noch ein paar Dinge austauschen wollte. Mir persönlich geht es nach so einem Arbeitstag, an dem ich viel zugehört habe, auch viel mit Menschen gesprochen habe, dass ich abends häufig keine große Lust und Kraft habe noch zu sprechen, z.B. zu telefonieren. Da schreibe ich lieber SMS. Eben diese sehr gute, langjährige Freundin erlebt es häufig genau umgekehrt, sie ist in ihrem Job meist viel mit Schreiben, Tippen, PC beschäftigt und hat dann keine Lust mehr SMS zu schreiben. Wir beide kennen da unsere Bedürfnisse und das was wir in dem Moment können und wollen. Und Dank der Technik lässt sich in dem Fall beides super vereinen. Sie spricht mir eine Nachricht per WhatsApp und ich schreibe zurück. Wenn jeder seine Bedürfnisse kennt, sie klar vor sich selbst und dann noch vor jemand anderen formulieren kann und dann sogar durch Wunderwerk Technik die Lösung so einfach ist, fantastisch! J

Wenn wir wissen was wir fühlen, was wir brauchen, was wir nicht wollen, erst dann ist es uns möglich, auch diese Bedürfnisse zu kommunizieren. Zuerst braucht es die Kommunikation mit sich selbst, so dass dann auch Raum entstehen kann, um eben diese Bedürfnisse und Anliegen auch mit Partnern (beruflich wie privat), Freunden und Vorgesetzten bzw. Mitarbeitern sinnvoll und adäquat äußern zu können. Je besser wir uns selber kennen, desto leichter wird unser (Er-)Leben und der Kontakt mit anderen. Selbst-Erkenntnis ist ein Weg, ein Prozess, der im besten Falle das ganze Leben lang stattfindet. Sich selbst kennenlernen, sich auf den Weg begeben zu sich selbst und somit ganz echt, authentisch zu werden.

 

Ganzheitliche Gesundung

„Jede Veränderung beginnt in uns.“ Dalai Lama

„be the change you wish to see in the world“ M. Ghandi

Jede*r von uns sollte an einer ganzheitlichen Gesundung für jede*n Einzelne*n und somit auch für die Welt, in der wir alle leben, mitwirken. Gesundung kann aber nur dann entstehen, wenn wir es zulassen, wieder in Kontakt mit uns selbst zu kommen.

In unserer Welt wird ein unverwechselbarer Geist als eher störend empfunden. Kinder, die vor Lebendigkeit sprühen werden mit Medikamenten ruhiggestellt, obwohl sie eigentlich nur frei rumspringen und spielen müssten. Als Erwachsene hetzen wir von Termin zu Termin, nur um ja nicht zur Ruhe zu kommen. Ständig sind wir beschäftigt – mit dem Schreiben von SMS, E-Mails oder WhatsApp Nachrichten. In der Freizeit gehen wir „shoppen“ oder machen aus jeder Aktivität einen Wettkampf mit uns selbst oder anderen. Und dabei lassen wir bloß keinen vermeintlichen Leerlauf entstehen, denn dann würden wir nämlich voll und ganz auf uns selbst zurückgeworfen und endlich einmal wieder zu uns kommen.

Nur wenn wir diese „Leere“ entstehen lassen, dann haben wir die Chance, ins bewusste Sein und Handeln zu kommen. Wir beginnen zu erkennen, was nur Ablenkungen sind, und welche wirklichen Bedürfnisse wir haben. Wir fühlen, was wir brauchen und was wir uns wünschen. Und kommen wieder in Kontakt mit uns selbst und anderen.

    • Wie ist das bei Dir?
    • Wie achtsam gehst Du mit den Wünschen und Bedürfnissen anderer um?
    •  Wie gut bist Du in Kontakt mit Dir selbst?
    • Lässt Du auch bewusst einen „Leerlauf“ zu und was passiert dann mit Dir?

Wenn Du Dich selbst (noch) besser kennenlernen willst, alte Muster enttarnen und neue Wege beschreiten möchtest, dann begleite und unterstütze ich Dich gerne. Auf Deinem Weg zu Dir SELBST.

Quelle der Inspiration:

Das Leben, meine Arbeit mit meinen KlientInnen und das Buch „Wahre Freiheit – Der buddhistische Weg, in jedem Augenblick glücklich und geborgen zu sein“ von Jack Kornfield.

Du willst dich und deine Wünsche und Bedürfnisse besser kennenlernen und kommunizieren lernen? Ich freue mich darauf Dich persönlich kennenzulernen. Mach jetzt deinen ersten Schritt!

Gerne weitersagen!