Wie meine Wut den Schreibfluss wieder in Gang gebracht hat

Schwangere beim Pilates am Strand (© chupacabra – stock.adobe.com)

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor ein paar Tagen bin ich mit dem Schreiben meiner Blogartikel plötzlich einfach nicht mehr vorangekommen. Ich war richtig blockiert – bis ich Wut gespürt habe! Nachdem ich die Wut in meinem Körper wahrgenommen und einmal richtig laut geflucht hatte, konnte ich flott weiterschreiben. Wut zuzulassen bzw. ein konstruktiver Umgang mit Wut ist etwas ganz Wichtiges. Aber der Reihe nach …

Wenn plötzlich nichts mehr geht

Kennst du das Gefühl, dass du eine Sache wirklich gerne machen willst? Sie dir in Gedanken wirklich Freude bereitet? Du fest davon überzeugt bist, dass du in dieser einen Sache echt etwas zu sagen hast und damit etwas Gutes in die Welt bringen kannst? Und dann: Nichts geht mehr. Du bekommst das, was du eigentlich schon lange machen willst, einfach nicht umgesetzt? Widerstände bauen sich auf und dein Frust steigt, an Produktivität oder gar Kreativität gar nicht erst zu denken. Was nun? Was tun?

 Vom Frust zur Wut

Seit dem Jahreswechsel ist mir klar, dass ich 2020 mehr Blogartikel schreiben möchte. Ich war hoch motiviert und inspiriert, hatte richtig Lust mein Wissen und meine Erfahrungen mit dir zu teilen. Ich habe mir fachlichen Rat und Inspiration geholt, wie ich was am besten machen kann, habe mir eine lange Liste an Themen und möglichen Titeln für Themen überlegt – und dann ging nichts mehr. Wieder Rat eingeholt, noch mehr Input, noch eine Liste, noch ein paar Ideen, was ich wie machen könnte – und nichts ging.

So habe ich mich heute Nachmittag, während draußen Sturm „Sabine“ tobte, an den Rechner gesetzt, mir all meine Listen und Ideen angesehen und überlegt, wo ich nun anfange und was ich schreibe.

Aber nichts ging. Mein Frust wurde immer größer, am liebsten hätte ich wütend und trotzig meinen Rechner an die Wand geworfen und nur laut „Scheiße“ geschrien.

Den Rechner habe ich leben gelassen, dem Wutschrei habe ich hingegen freien Ausdruck verschafft, indem ich einfach mal laut „Scheiße“ gebrüllt habe. Sehr befreiend!

All das erinnert mich an meine Schulzeit, genau gesagt den Deutschunterricht in der Oberstufe. In der Grundschule war ich in Deutsch noch ganz gut. Die Noten schwankten zwischen einer Eins (in Diktaten) und einer Drei (in Aufsätzen). In der Oberschule gab es nur noch Aufsätze und Interpretationen. Das hat mir keine Freude gemacht und dementsprechend schlecht waren die Noten. Außer als wir das Thema „Brief“ hatten. Da habe ich eine 1+ mit Sternchen geschrieben. Briefe schreiben konnte ich, habe ich doch wöchentlich mit meiner besten Freundin Briefe geschrieben. Der Brief kam dann in zwei bis drei Tagen bei meiner Freundin in Ostfriesland an. Die Antwort dauerte dann nochmal drei bis fünf Tage. Im Schreiben von Briefen war ich sehr geübt, das hat mir Freude bereitet. Daher bekam ich da dann auch prompt eine super Note.

Warum ich erzähl ich dir das nun hier?

Wut ist ein wichtiges Gefühl!

Weißt du, was Wut für eine Energie ist? Wut ist unsere Fähigkeit zur Veränderung. Wenn wir wütend sind, dann wollen wir etwas verändern. Wir wollen etwas anders haben als das, was gerade ist. Wenn wir wütend sind, dann liegt uns an der Sache oder dem anderen etwas.

Auch um bestimmte Wünsche und Ziele erreichen zu können, brauchen wir ein gesundes Maß und den Kontakt zu unserer Wut. Wir müssen den vorhandenen Treibstoff anzapfen können, nur so können wir unsere Ziele erreichen.

Eine nicht gefühlte und nicht gelebte Wut macht auf Dauer krank und unglücklich.

Wut zuzulassen, sie im Körper zu spüren, ist unendlich wichtig.

Der gesunde Umgang mit Wut

Ob wir Wut zulassen und spüren können, hängt entscheidend davon ab, was wir zwischen unserer Zeugung und etwa dem 7. Lebensjahr erlebt haben.

  • War Wut erlaubt?
  • Durften wir toben, schimpfen, schreien und weinen?
  • Wie sind unsere Eltern mit Wut umgegangen (ihrer eigenen und unserer)?

Die Rolle der Eltern im Umgang mit Wut

Für ein kleines Kind ist es ganz wesentlich, dass es von den Eltern gespiegelt wird. Das bedeutet: Die Eltern müssen zunächst einmal dem Baby in Worten und mit ihrem Körper (z. B. mit ihrer Mimik) klar machen, dass es jetzt wütend ist – etwa indem sie dem Kind sagen „Oh, du bist jetzt aber wütend.“ Gleichzeitig müssen die Eltern dem Kind zu verstehen geben, dass die Wut des Kindes völlig in Ordnung ist. Die Eltern sollten die Wut aushalten, sie sollten dem Kind in seiner Wut Halt geben und eine gute Co-Regulation bieten.

Wie war das bei dir? Konnten deine Eltern mit deiner Wut gut umgehen oder waren sie eher überfordert und es gab vielleicht Sätze wie diese: „Jetzt reiß dich mal zusammen.“ „Jetzt sei wieder lieb.“ „Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, dann gehen wir nicht in den Zoo.“ „Willst du ein Eis? Und dann bist du wieder lieb, ja?!“ „Nimm dir mal ein Beispiel an deiner Schwester, die spinnt ja auch nicht gleich so rum.“ „Was sollen denn die Leute denken, schau mal, die gucken dich schon komisch an.“

Wenn Kinder solche Sätze direkt hören oder auch einfach nur mit einer entsprechenden Energie konfrontiert sind, dann tun sie alles dafür, um da wieder rauszukommen. Nur wissen sie in der Regel noch nicht wie. Da Kinder immer bestrebt sind, geliebt, gesehen und anerkannt zu sein, tun sie auch alles dafür, dass die Eltern sie „wieder lieb haben“. Und was passiert dann? In der Regel schlucken die Kinder ihre Wut runter. Sie drängen sie weg. Das Gefühl, dass sie nicht mehr geliebt und geachtet sein könnten, wenn sie sich mit ihrer Wut zeigen, ist so gefährlich und schmerzhaft, dass sie das um jeden Preis vermeiden wollen.

Doch mit dieser Unterdrückung der Wut, trennen sie sich auch einen Teil von der eigenen Lebendigkeit ab – und das hat Folgen bis ins Erwachsenenleben hinein.

Wie Eltern mit der Wut ihrer Kinder umgehen sollten

Um gesund und gut mit der eigenen Wut umgehen zu lernen, brauchen Kinder die Erwachsenen, die ihnen zeigen, wie sie diese Wucht an Emotionen regulieren können. Sie brauchen jemanden, der mit ihnen diese enorme Kraft aushält, der ihnen in jeder Sekunde zu verstehen gibt: „Du bist richtig! Du darfst das! Das ist ein Gefühl, das fühlt sich grad echt riesig und kaum schaffbar an, ich verspreche dir ich halte das mit dir aus. Das geht wieder vorbei. Ich hab dich lieb ganz gleich, was grad ist.“

Die Wut wieder spüren lernen

Zu mir kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Manch einer kommt mit körperlichen Beschwerden, da schmerzt die rechte Schulter, der Bauch oder der untere Rücken. Manch anderer kommt mit diffusen Ängsten, Unsicherheiten im Job, Schwierigkeiten in der Beziehung. Der Schlüssel für die Lösung dieser Probleme liegt ganz oft im Umgang mit den Emotionen. Es geht darum, den Körper zu spüren und alle Gefühle zuzulassen – auch die Wut. Wer in gutem Kontakt mit sich selbst steht, dem eröffnen sich neue Handlungsmöglichkeiten. Der vorhandene Treibstoff kann sinnvoll genutzt werden.

Wann immer du also irgendwie und irgendwo festhängst, mit dem was du eigentlich willst nicht weiterkommst oder aber grad gar nicht mehr richtig weißt, was du eigentlich wirklich-wirklich willst, dann schau doch mal nach innen.

Was spürst du in deinem Körper, wenn du an dein Vorhaben denkst? Wird es eher weit und frei, hell, leicht, angenehm kribbelig in dir? Oder spürst du Enge, Verkrampfung, gar Schmerz oder einfach nichts mehr? Was immer du spürst, nimm dir doch grad mal einen Augenblick Zeit und spüre einfach nur das. Ohne Wertung ohne Forcieren oder Wegschieben. Alles darf sein. Beobachte einfach nur. Was macht dein Atem? Wie fühlt er sich an? Welche Bilder, Gefühle oder gar Erinnerungen ploppen unwillkürlich auf?

Und dann erlaub dir all das einfach wahrzunehmen. Vielleicht entsteht so schon die Lösung für einen nächsten Schritt. Vielleicht bekommst du eine Idee, was du als nächstes tun kannst. Auch wenn es eventuell für den Moment heißt: Ich mache jetzt erstmal nichts. Eine bewusste Pause zu setzen, kann wahre Wunder bewirken.

Wenn du magst, dann schreib mir doch gerne in die Kommentare:

Wo hängst du gerade fest? Ein berufliches Projekt, das du schon immer angehen wolltest? Eine Beziehung, die nicht so läuft, wie du es dir wünschst? Oder gibt dein Körper dir bereits deutliche Signale, die du nur noch nicht zu übersetzen weißt?

Für all das gibt es Wege und Lösungen. Bewusstsein zu schaffen, bringt dich dir und somit deinem Ziel und deinem Wunsch immer näher.

Wenn du auf deinem Weg Unterstützung wünschst, dann nimm sehr gerne mit mir Kontakt auf. Gerne finde ich einen zeitlich passenden Termin für Dich!

Heilpraktikerin Anna F. Rohrbeck

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