Duzen oder siezen?
Duzen oder siezen? Welche Anrede passt besser?
Heute möchte ich dich auf eine kleine Reise nach einer stimmigen Anrede mitnehmen. Du erfährst, wieso es auf meiner Website zwei verschiedene Anreden gibt: Auf den Hauptseiten der Website verwende ich das „Sie“, hier im Blog hingegen duze ich.
Die Geschichte meiner Website
Meine Website ging in ihrer ersten ursprünglichen Form Anfang 2013 online. Und natürlich habe ich meine Leserinnen und Leser gesiezt, weil ich diese Menschen ja noch nicht kannte. Das war für mich stimmig. Etwas anderes wäre mir gar nicht eingefallen.
In meiner Rolle als Pilatestrainerin habe ich schon immer das Du verwendet – im Sport duzt man sich einfach. Alles andere wäre für mich komisch.
Als Therapeutin und Coach sah und sieht das teilweise anders aus.
Früher, als ich noch angestellt in der klassischen Physiotherapie gearbeitet habe, überwog das Sie. Mit manchen Patientinnen und Patienten, vor allem wenn sie schon lange bei mir in Behandlung waren, war ich per Du. Das war aber eher die Ausnahme als die Regel.
Heutzutage als Körper-Gestalt-Therapeutin und systemischer Coach sieht das nun ganz anders aus.
Spätestens ab der zweiten Sitzung duzen wir uns.
„Warum“, fragst Du Dich jetzt?
Erstens bin ich eine Berliner-Göre und das Duzen lag mir schon immer näher. Zweitens, und das ist der wichtige und wesentliche Grund, macht es das Arbeiten in dieser tiefen Form leichter oder überhaupt erst möglich.
Nicht selten kommen wir in der Prozessarbeit auch zu jüngeren, kleineren Anteilen des Ichs (inneres Kind) und spätestens dann wird das Siezen zur Barriere. Babys und kleine Kinder nennen wir doch auch beim Vornamen! Daher biete ich spätestens zu diesem Zeitpunkt das Du an. Der Klient, die Klientin kann dann frei entscheiden es anzunehmen oder evtl. auch später drauf umzuschwenken.
Mit Körper- und Gestalttherapie im Hier und Jetzt und per Du
In der Körper- und Gestalttherapie bin ich als Therapeutin immer mit dabei. Ich bin immer auch ein Teil des Prozesses; ich bin sozusagen der Resonanzkörper.
Alles, was in dem Mikrokosmos (die Beziehung zwischen Therapeutin und KlientIn, also zwischen dem Ich und dem Du) funktioniert, klappt auch da draußen im Makrokosmos. Oder anders gesagt: Die Beziehung zwischen der Klientin bzw. dem Klienten und mir bildet seine bzw. ihre Beziehung abseits des therapeutischen Lebens ab (zu Freunden, Familienmitgliedern und Arbeitskolleginnen und -kollegen).
Alles, was holpert, stört oder „nicht funktioniert“ im Kontakt im Hier und Jetzt zwischen dem Ich und dem Du im Mikrokosmos Therapeutin-KlientIn, hakt und verhindert auch den echten Kontakt draußen im Makrokosmos.
Daher bevorzuge ich in der therapeutischen Arbeit das Du. Es erleichtert es, miteinander in Kontakt zu kommen.
Wieso nun sowohl das Sie als auch das Du hier auf der Website?
Als ich begann, meinen Newsletter zu schreiben, hatte ich nur, Abonnentinnen und Abonnenten, die ich bereits persönlich kannte. Also habe ich dort als Anrede das Du gewählt. Auf Facebook und Instagram ist es auch üblich zu duzen, daher schien mir das stimmig.
Wie aber sollte ich in meinem Blog, der ja Teil meiner Website ist, vorgehen?
Da war es mir nicht immer klar, welche Anrede ich verwenden will.
Die allerersten Artikel (teilweise noch online) sind noch in der Höflichkeitsform geschrieben.
Irgendwann kam der Moment, es war sicherlich ein fließender Prozess, da änderte sich das.
Ich möchte für dich, meine Leserin und meinen Leser schreiben. Also habe ich mich für das Du im Blog entschieden. Diese Vorgangsweise ist jetzt natürlich, wenn man die Website als Ganzes betrachtet, nicht einheitlich. Mit etwas Zeit und Muße könnte ich alle Texte nach und nach umformulieren. Will ich das denn? Das weiß ich noch nicht – vielleicht, irgendwann.
Aktuell fühlt es sich in dieser Aufteilung für mich stimmig an. Auch wenn der eine oder andere Web-Profi nun vielleicht die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und denkt „Das macht man so aber nicht!“.
So gilt auch hier das, was ich meinen Klientinnen und Klienten in Therapie und Coaching mitgebe: Finde deinen Weg! Frage dich, wie es für dich stimmig ist – und dann tue es.
Du und auch ich, wir alle dürfen uns natürlich gerne beraten und inspirieren lassen – und dennoch dürfen wir unsere eigenen Ideen entwickeln.
Also: Vorerst bleibt die Aufteilung der Website in einem Siez-Bereich und einem Duz-Bereich bestehen.
Der Erstkontakt via E-Mail/Telefon mit neuen Kundinnen und Kunden: Per Sie!
Hingegen im Erstkontakt mit neuen Kundinnen und Kunden per E-Mail oder Telefon nutze ich nach wie vor gerne das Sie! Das Du findet dann im persönlichen Kontakt ganz natürlich seinen Platz.
In diesem Sinne wünsche ich dir ganz viel Freude beim Durchstöbern der Website mit ihren verschiedenen Anredeformen.
Aktualisierung Novmeber 2020: Die Website steht nun kurz vor ihrem Relaunch. Und nun habe ich alle Seite auf das Duzen umgestellt. Den Artikel lasse ich dir hier jedoch stehen. Da kannst du einen kleinen Einblick auf den gesamten Weg bekommen. Du darfst beim Erstkontakt am Telefon dann einfach gerne selbst entscheiden, ob du erstmal beim SIE bleiben möchtest oder gleich das DU nutzt. Beides ist fein 🙂
Wie ergeht es dir mit dem Duzen und Siezen? Machst Du gezielte Unterschiede, wenn ja wo und wie? Hinterlass mir gerne einen Kommentar – ich freue mich über deine Nachricht. Für einen Ersttermin zum persönlichen Kennenlernen, nimm gerne mit mir Kontakt auf. Gerne finde ich einen zeitlich passenden Termin für Dich!
© Artikelbild: 484219669 – shutterstock
Du und Sie ? Ich bleib beim Du 😉
Liebe Anna, lese grad deinen Newsletter und schmunzle voll vor mich hin, genau die gleiche Diskussion führte ich gestern im Büro 😉
Ich halte es wie du: Spreche ich mit einem Kunden oder Geschäftspartner und ist er oder sie älter, sieze ich immer. Ich duze nur Kunden, die es mir selbst mal angeboten haben oder die pi mal Daumen mein Alter haben, dann frage ich auch mal forsch nach dem Du.
Ich finde, es gebietet sich aber, ältere erstmal mit Sie anzusprechen, das hat für mich was mit Respekt zu tun…. was man später draus macht ist eine andere Sache.
Und dann gibt es noch die Art Mensch die, naja sagen wir mal, die eher nicht so mein Fall sind, die haben gefälligst zu sizen 😉
Schlimm wird es wenn der oder die gesizte auch noch Titel wie Dr. haben… ich sage Dir… nun schweife ich aber ab.
Bis bald beim Pilates
Viele Grüße
Steffi
Danke für Deine Einblicke liebe Steffi!
Liebe Anna,
sehr inspirierender Artikel. Und ja, Sie schafft mehr Distanz und die ist manchmal notwendig. In der klassischen Physiotherapie die Regel. In der Körpertherapie, Energiearbeit usw. ist das Sie häufig fremd und viel zu distanziert. Denn vor allem in diesen „nahen“ Therapien wird deutlich, dass wir auf einer gewissen Ebene nicht getrennt sind. Du schafft auch äußerlich Verbundenheit und Nähe. Und das ist, was wir uns alle in der Tiefe unseres Herzens wünschen….
Ja, wie schön formuliert. Das stimmt Verbundenheit schaffen, in der Tiefe zu wissen, dass wir verbunden sind. Danke.
Super interessantes Thema!
Ich arbeite im Theaterbereich und bin für meine Kunden nur per Mail kontaktierbar (denn ich hasse Telefonieren und bin eh nie erreichbar 😉 ). Ich duze auf meiner Website und grundsätzlich auch immer in meinen Mails, um von Anfang an das Arbeits-Du zu etablieren. Das finde ich soviel einfacher. Manchmal siezen mich Kunden, z.B. wenn sie sehr jung sind und das noch aus der Schule gewohnt sind. Nur zweimal in meinen bisherigen zehn Arbeitsjahren hatten Kunden Probleme damit, dass ich sie duze. Einmal bei einem Workshop, da habe ich die betreffende Person dann immer gesiezt (und alle anderen geduzt), und einmal per Mail, da hat die betreffende Person mich gebeten, mich so lange zu siezen bis sie mir das Du anbietet. Das habe ich gemacht (ich gebe zu, etwas widerwillig), aber es kam nicht zur Zusammenarbeit.
Ich brauche das Arbeits-Du in meiner Arbeit, weil Theaterspiel sehr persönlich und manchmal auch intim ist. Siezen würde da eine zu große Distanz aufbauen.
Wenn ich für Seminare in Behörden, Firmen etc. gebucht bin, bitte ich die Teilnehmer gleich zu Beginn um ein Arbeits-Du für die Dauer des Seminars. Das wurde bis jetzt immer gut aufgenommen.
Vielen Dank für Deine Einblicke in Deine Arbeit Sarah. In der Theaterarbeit kann ich mir das auch gut genauso vorstellen.